Natürlich haben wir in unsere Überlegungen zur Errichtung einer neuen Orgel in unserer Pfarrkirche nicht nur Orgelfachleute mit einbezogen, sondern auch – wie es bei solchen Unternehmungen üblich ist – das Bundesdenkmalamt. Die bestehende Orgel wurde eingehend begutachtet. An der Orgel selber wurde nichts Erhaltenswertes festgestellt, das Orgelgehäuse hingegen als künstlerisch wertvoll und wunderschön bezeichnet. Allerdings war bei Renovierungen der Vergangenheit offenbar daran herumgepfuscht worden. Sie können sich anhand des Befundes von Frau Mag. Angelina Pötschner und des Fotos, das in kleinem Ausmaß die ursprüngliche Farbgebung zeigt, selbst davon überzeugen. Die Empfehlung des Bundesdenkmalamtes lässt an Eindeutigkeit nichts zu wünschen übrig.
Aus dem Befund des Bundesdenkmalamtes:
1772 erfolgte der Baubeginn der heutigen, gut 1500 Menschen fassenden Pfarrkirche Pinkafelds, 1786 die Weihe, 1807 die Fertigstellung. Der Vorgängerbau hatte sich für den prosperierenden Markt und Herrschaftssitz der Grafen Batthyany als zu klein erwiesen.
1774 konnte der Ödenburger Bildhauer Nicolaus Minich mit der Errichtung des Hochaltares beauftragt werden. Ab 1779 wurden die in Formen des Barockklassizismus gestaltete Kanzel und das bemerkenswerte Taufbecken geschaffen, vermutlich vom überwiegend in Wien tätigen Bildhauer Philipp Jakob Prokopp; weiters die beiden vorderen Seitenaltäre, die Johannes Nepomuk bzw. der Maria Immaculata gewidmet sind.
Bereits 1790 erhielt die Pinkafelder Kirche mit seiner bis heute bestehenden Orgel vom angesehenen Orgelbaumeister Josef Klügel dem Älteren aus Günseck das „prächtigste Orgelwerk, das je im Bezirk Oberwart errichtet wurde“ (Gottfried Allmer).
Das hohe elegante Hauptgehäuse in barock-dynamischen Formen ist in der Art eines gesprengten Giebels gestaltet. Die Pfeifengruppen finden sich in marmorierten Kästen mit reich geschwungenen Gesimsen, die mit Schleierbrettern in Form vergoldeter Akanthusranken dekoriert sind. Der Mittelteil ist in Stockwerke aufgegliedert, wobei auch die dreiteilige Prospektfront in die Schaufront einbezogen ist. Es ruht auf einem breiten vergoldeten Blattkelch; der konvex schwingende Mittelteil wird von zwei höheren Seitenteilen mit reicher geschweiftem Gesims mit Vasen flankiert. Darüber ragt der Mittelteil des Orgelgehäuses hoch auf; der untere konvex vorgezogene Teil wird von niedrigen Seitenteilen flankiert; die Gesimse sind mit stilisiertem Dekor geschmückt. Auf der Bekrönung schwingt ein Putto den Dirigentenstab. Auf den geschwungenen Gesimsen finden sich neben Vasen auch weitere musizierende Engel.
Der Orgelprospekt, welcher in seinem Aufbau hochbarocke Architekturformen aufnimmt, wurde im Lauf der Zeit in der Fassung überarbeitet. Zuletzt erhielt die ursprünglich in zarten Grau- und Rosatönen marmorierte Fassung mit Polimentvergoldung, wie sie für die Zeit um 1790 charakteristisch ist, eine in dicken Schichten aufgetragene Kunstharzfassung, die dem Erscheinungsbild des für die Region einzigartigen Gehäuses abträglich ist. Mit der Freilegung der originalen Fassung würde ein herausragendes Zeugnis bildhauerischer Gestaltung wiederhergestellt werden, das im spätbarocken Kirchenraum mit seiner bemerkenswerten Ausstattung einen besonderen Akzent setzen würde – eines ehemaligen Herrschaftssitzes der Grafen Batthyany würdig.
Mag. Angelina Pötschner, Bundesdenkmalamt – Abteilung für das Burgenland